Ein Brief
aus Willich von Juli 2007, mit freundlicher Erlaubnis des Verfassers hier
zu lesen:
Lieber Zaubermeister,
gerade als Ihr Eure Bühne aufgebaut hattet
und ich in die Caféteria kam, erhielt ich vom "Hohen Haus"
den Auftrag, einen Bericht über das kommende Geschehen zu schreiben.
Ich weiß nicht, ob mir das gelungen ist,
es sollte einfach ein Dankeschön
sein. An Euch, an die kleinen schwarzen Figuren und die bunten Bilder.
Sie alle führten mich zurück in ein Land, das ich fast schon
durchschritten habe. Ich wünsche Euch ein erfolgreiches
Weiterkommen!
Baut überall dort Eure Bühne auf, wo Menschen sind, die zurückdenken,
die lachen und weinen können und in ihrer Zukunft durch Euer Spiel
ein helles Licht sehen.
"Theater der Dämmerung Komm auf die Schaukel Luise"
Ich verließ meinen Wohnbereich Bernhard und
fuhr mit dem Aufzug zum Erdgeschoss. Dort traf ich viele liebe Mitbewohner,
die alle voller Erwartung sich in die Caféteria begaben und somit
der Aufforderung, zum
"Theater der Dämmerung" zu kommen,
Folge leisteten. "Theater der Dämmerung"? - Ich setzte mich auf einen der
wenigen noch freien Stühle und rätselte.
Was ist das "Theater der Dämmerung"? Vor mir war eine Bühne
aufgebaut. Kann denn eine Bühne, gut 2 Meter hoch und 4 Meter breit
uns hier etwas sagen, wenn sie zu leben beginnt? Bald sollte ich wissen,
dass sie es kann. Ja, sie kann es. Hinter der großen weißen
Fläche erklangen Melodien, die uns noch so bekannt waren, weil wir
sie hörten und weil wir sie mitsangen, als wir noch Kinder waren.
Das bunte Spiel begann, und als blaue Seen, Burgen, Schmetterlinge und
aufgesprungene Rosen uns zu erfreuen begannen, als ein Liebespärchen
sich überglücklich umarmte, als zwei Hasen sich liebten und
dann benommen
davonhoppelten, als Dinge geschahen, die uns einstmals beschäftigten,
da begann das ganze Geschehen aus dem Rahmen der Bühne zu fallen,
mitten hinein in den Saal, mitten hinein in unsere Herzen.
Nun wusste ich, was das "Theater der Dämmerung"
darzustellen vermochte und nannte es ganz einfach "Theater der Erinnerung".
Es nahm uns an der Hand und führte uns weit, weit zurück. Dich,
dich und mich.
Du warst neun, Du warst sieben und ich zehn. Du ranntest
durch die Felder, Du spieltest mit dem Kätzchen und ich kletterte
auf den Apfelbaum. Wie lustig, wie schön, wie sorgenfrei! Was kümmerte
uns die böse Welt?
Wir sahen nur die Sonne, die Getreidefelder, das
Meer und den Zeppelin...
Das Drehbuch war vielseitig, es war mit seinen Bildern sogar in der Lage,
uns heimlich weinen und herzlich lachen zu lassen. Vielleicht weintest
du, weil Du ein klein wenig Sehnsucht verspürtest, und vielleicht
lachtest Du,
als unser hochverehrter Hans Albers auf dem Kirmesmarkt seine
Hose verkaufen wollte. Unser Hans Albers: das Drehbuch formte ihn zum
Mittelpunkt der Aufführung. "Komm auf die Schaukel, Luise..."
"Nimm uns mit,
Kapitän, auf die Reise..." und "Auf
der Reeperbahn nachts um halb eins..." Er sang und wir lauschten.
Damals und heute. Die Bühne ließ die Jahre vergehen.
Du warst inzwischen erwachsen. Du auch und ich. Das wirkliche Leben sollte
beginnen. Aber es begann nicht. Die Leinwand verdunkelte sich. Feindliche
Flugzeuge erschienen am Himmel. Stukabomben und
Artilleriegeschosse zerfetzten
unsere Pläne und Träume. Die Bühne begann zu schwanken.
Wie der kleine Scherenschnitt-Soldat zogen wir in dieses Inferno. Mit
Gewehr, Angst und Fahne. Du als U-Bootfahrer,
Du als Krankenschwester
und ich als Artellerist. "Good bye, Jonny..." und "Eines
Tages, soll's im Himmel sein, soll's in der Hölle sein, sind wir
wieder vereint..." Der kleine, von Menschenhand geformte Soldat fiel
um.
Viele, viele von uns fielen um. Wir schwankten wie die Bühne
der "Erinnerung". Ein Engel hat uns zurückgerufen. Wir
leben, bis heute!
Das Spiel war aus. Die Zauberbühne wurde abgebaut,
die Figuren verpackt. Die Künstler, die uns eine Stunde träumen
ließen, gingen und mit ihnen all die anderen Ungenannten: der Tauber,
der Schmeling, die Ilse Werner,
der Hans Moser und der Paul Lingen. Sie
gingen, die Erinnerung blieb. Ich ging zurück zum Fahrstuhl und fuhr
zum Wohnbereich Bernhard. Als ich dort ankam, dachte ich: Es war ein ganz
besonderer Nachmittag.
Wilhelm O.
Das Miteinander-Füreinander Sommermagazin
2007
Hauszeitung des Altenheimes Hubertusstift Willich-Schiefbahn
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Komm
auf die Schaukel Luise
Komm auf die Schaukel Luise ist eine Liebesgeschichte, die vom Theater der Dämmerung als Schattenspiel mit ungefähr 55cm großen beweglichen Scherenschnittfiguren aufgeführt wird. Die Gedichte und Lieder
werden im Originaltext "live" mit Mikrofon erzählt bzw. gesungen. Die Hans Albers-Lieder erklingen in den historischen Originalaufnahmen.
Komm auf die Schaukel Luise kann abendfüllend für ein
klassisches Theaterpublikum aufgeführt werden und nachmittags die Generation 60+ begeistern.
Komm auf die Schaukel Luise ist die Liebeseschichte
von Luise und Johannes, auch Jonny genannt. Am Anfang steht ein Abschiedslied:
Muß i denn zum Städtele hinaus. Johannes muß für
ein Jahr zum Militär
und singt: übers Jahr, wenn mir Träubele
schneidt... so soll unsere Hochzeit sein... Doch wird er sein Versprechen
auch halten können? Denn die dunklen Wolken des Krieges ziehen
herauf.
Die Geschichte ihrer Liebe und ihrer Trennung steht auch für
das Schicksal einer ganzen Generation...
Es folgt die Rückschau auf das Erblühen
ihrer großen Liebe, in den Liedern Ach du klarblauer Himmel
und Sah ein Knab ein Röslein stehn. Dann feiern sie
sich ausgelassen auf dem Jahrmarkt
auf der Schiffschaukel Komm auf
die Schaukel Luise
und Realität und Traum vermischen
sich:
Johannes wird nachts um halb eins auf die Reeperbahn
mitgenommen. Der Jahrmarkt der Lust ist verwirrend und verlockend zugleich:
In meinem Herzen Schatz da ist für viele Platz- aber wo ist
Luise, seine Geliebte?
Schon geht es weiter, knatternd startet der Motor
des Fliegers und enthusiastisch grüßt Jonny über den
Wolken die Sonne, doch die naive Technikgläubigkeit des Liedes
Flieger grüß mir die Sonne: vom Nordpol zum Südpol
ist nur ein Katzensprung, wir fliegen die Strecke bei jeder Witterung...
wir warten nicht, wir starten, was immer auch geschieht... schneller
und immer schneller
rast der Propeller, wie dir's grad gefällt...
Piloten ist nichts verboten, drum gib Vollgas und flieg um die Welt...
wird konterkarikiert durch die grausame Realität des Luftkrieges:
Luftalarm, Flagabwehr, Bombeneinschläge, Hamburg brennt... Jawohl
meine Herrn, so haben wir es gern, denn von heut an gehört uns
die Welt...
setzt dem Größenwahn des 3.Reiches die makaber-absurde
Krone auf!
Jonny ist Soldat und wieder in Hamburg gelandet
die Bombe machte "bum", da fiel mein Jonny um... Good bye
Jonny singt trauernd Hans Albers ...warst mein bester Freund,
eines Tages, mags im Himmel sein,
mags beim Teufel sein, sind wir wieder
vereint...
Es weht der Wind von Norden, er weht uns hin
und her, was ist aus uns geworden? mag
sich so mancher gefragt haben in den Trümmern des "tausendjährigen
Reiches" was soll nun werden,
es muß doch weiter gehn,
wir fangen alle von vorne an... der Wind
weht von allen Seiten, na laß den Wind doch wehn, denn über
uns der Himmel läßt uns nicht untergehen... durchhalten:
Wiederaufbau und Wirtschaftswunder...,
noch bleibt ja Hoffnung für uns genug bestehn, weil dieses Dasein
auch schön sein kann...
Ach wär ich doch ein Junge noch wie einst...
Johannes läßt Drachen steigen,
erinnert sich an seine glückliche Kindheit... ganz
dahinten wo der Leuchtturm steht, wo das weite Meer zu Ende geht, liegt
ein kleiner Ort
und dort ist mein zuhause... zwei alte Leute ganz still
für sich, leben da drinnen und warten auf mich... die
Kinder träumen von Abenteuern auf den Weltmeeren,
wollten hinaus aufs Meer, nimm uns mit
Kapitän auf die Reise...
doch fern vom Heimatland, liegt da wirklich das Glück?... Nimm
mich mit Kapitän, nach Haus... Nach vorn geht mein Blick, zurück
darf kein Seemann schaun... La Paloma ade
die Traumebene tritt zurück
So oder so geht
Hoch auf dem gelben Wagen Jonnys Reise
zu Ende. Zurück, zurück zu Luise- Jonny kommt zu Hause an,
erntet unter hellen Sommersternen mit seinen alten Freunden das Feld
einer gebrechlichen
einsamen Witwe. Die beiden Handlungsebenen vereinen
sich im im Finallied Kein schöner Land.
Die Bühnenbilder stammen von dem
Landschaftsmaler Jan Willemsen aus Amsterdam.
Die Figuren entwarf Wanja Kilber aus Hamburg (2016).
Für die Inszenierung und das Musikarrangement
ist der Theaterdirektor Friedrich Raad verantwortlich.
14 Bühnenbilder, jedes 1,33m breit und
1,12m hoch, sind auf einer 20m langen Rolle mit Glasmalfarbe aufgemalt.
Diese Rolle sitzt auf einem Kugellager und wird von Hand gekurbelt.
Komm auf die Schaukel Luise kann in bis
zu 30m langen Sälen vor bis zu 300 Zuschauern aufgeführt werden. An geschützten Orten auch im Freien.
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