Inhalt
Es war vor Zeiten ein König, der hatte einen schönen
Lustgarten hinter seinem Schloß; darin stand ein Baum, der goldene Äpfel
trug. Als die Äpfel reiften,wurden
sie gezählt, aber gleich den nächsten
Morgen fehlte einer. Da befahl der König, daß der älteste seiner drei Söhne
unter dem Baum Wache halten solle. Der schlief aber ein, und am nächsten
Morgen fehlte wieder
ein Apfel. Dem zweiten Sohn erging es nicht besser.
Nun kam die Reihe zu wachen an den dritten Sohn. Doch der König dachte: “Es ist vergeblich. Der wird noch weniger ausrichten als seine Brüder. Es
fehlt ihm
am Besten.” Doch siehe da! Der jüngste Königssohn bleibt wach.
Um Mitternacht sieht er im Mondschein einen Vogel daherfliegen, dessen Gefieder
ganz von Gold glänzte.
Nun macht sich der älteste Königssohn
auf die Suche nach diesem goldenen Vogel. Am Waldrand gesellt sich ihm ein Fuchs,
der ihm den Rat erteilt, in dem
Dorf, in welches er bald kommen werde, ja
nicht in das hellerleutete Wirtshaus einzukehren, sondern in das einfache.
Aber der älteste Königssohn schießt auf
den Fuchs und mißachtet den guten Rat und ging in das lustige Wirtshaus
ein, lebte da in Saus und Braus und vergaß den goldenen Vogel, seinen Vater
und
alle guten Lehren. Dem zweiten Königssohn ergeht es nicht besser.
Nur der jüngste Königssohn kehrt in das einfache Wirtshaus ein. Fortan ist ihm der Fuchs ein treuer Begleiter. Auch wenn der Jüngling nun alle weiteren
Ratschläge in den Wind schlägt: Laß den Vogel im hölzernen Käfig, sonst wird es dir schlimm ergehen! Leg dem Pferd den einfachen Sattel von Holz und
Leder auf und ja nicht den goldenen! (Wie fiebern die Kinder da mit und rufen aus dem Publikum: Nein, nein, nein!) Erlaube nicht, daß die schöne Königstochter
von ihren Eltern Abschied nimmt! Kaufe kein Galgenfleisch! Setze dich an keinen Brunnenrand! Der Fuchs hilft dem jüngsten Königssohn immer wieder
aus der Patsche und läßt ihn auf seinen Schwanz aufsitzen, damit er schneller vorankommt.
Und fort gings über Stock und Stein, daß die Haare im Winde pfiffen. Bis er die Königstochter vom goldenen Schlosse, daß goldene Pferd und den goldenen
Vogel gewonnen hat. Nach den bestandenen Prüfungen kommt er auf dem Heimweg
wieder durch das Dorf mit den zwei Wirtshäusern. Seine beiden Brüder,
die
allerhand schlimme Streiche verübt und all ihr Geld und Gut vertan hatten,
sollen eben aufgehängt werden. Entgegen dem Ratschlag des Fuchses kauft
er sie vom Galgen frei. Sie danken es ihm, indem sie ihn kurze Zeit später
in einen Brunnen werfen. Dem Vater aber sagen sie: "Da bringen wir dir nicht
bloß
den goldenen Vogel, wir haben auch das goldene Pferd und die Jungfrau
vom goldenen Schlosse erbeutet." Doch selbst in dieser Not verläßt der treue Fuchs
den jüngsten Königssohn nicht...
Interpretation
Als ein goldener Vogel wurde in den ägyptischen Mythen
die Seele des Menschen dargestellt. So ist auch das Märchen vom goldenen
Vogel- stark verwandt
mit dem russischen Feuervogel- weit mehr als nur eine spannende
Geschichte voller Abenteuer. Die Suche nach dem goldenen Vogel ist die Suche
nach der
eigenen Seele.
Der Fuchs symbolisiert unsere innere Stimme. Entscheidend
ist nicht, daß wir immer nach ihr handeln, wir dürfen sie auch überhören, sondern
daß wir mit ihr
in Verbindung bleiben.
Um die goldene Jungfrau zu gewinnen, muß der Königssohn
einen gewaltigen Berg abtragen. Bergehoch scheint die Aufgabe, der Geliebten
würdig zu werden.
Am Ende sitzt man da wie resigniert; da kann man sich
anstrengen wie man will, nie ist man groß genug, um in den Augen des anderen
hinreichend gut und
liebenswert zu sein. Vielleicht ist es das Schwierigste
im Leben, das Vertrauen des "Fuchses" zu lernen: man muß, um geliebt zu
werden, nichts mehr "machen".
In den Augen des/der Geliebten ist man längst
schon gut genug, so wie man ist.
Bühnenbilder Jan Willemsen Musik Andreas Starr Figuren, Inszenierung und Erzählung Friedrich Raad

Der Prospekt Vorder- und Rückseite
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Der Prospekt Innenseiten
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Technik
Wir sind 2 Spieler. Einer meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich, Friedrich Raad, der ich den Grimm'schen Originaltext live mit Headset erzähle.
Wir kommen zum Aufbau in der Regel 90 Minuten vor Beginn der Vorstellung.
Die reine Aufbau- und auch Abbauzeit beträgt ca. 40 Minuten. Das Theater nimmt 4m in der Breite ein, 2m in der Tiefe und 2m15 in der Höhe. Die Leinwand ist 133x112cm groß.
Die 9 Bühnenbilder sind von Jan Willemsen mit Glasmalfarbe auf eine 14m lange Plastikfolie gemalt, die auf einer Rolle liegt, welche ihrerseits
auf einem Kugellager sitzt und von Hand gekurbelt wird.
Ein hochwertiger LED-Scheinwerfer (Ayrton Icecolor 250) setzt das Ganze gekonnt in Szene und wenn gewünscht auch in Farbe. Er ist so stark, daß der Veranstaltungsraum
nicht dunkel sein muß. An geschützten Plätzen sind sogar Aufführungen im Freien möglich.
Vorstellungen können beispielsweise in Turnhallen, Klassenzimmern, Aulen, Speisezimmern, in sakralen Räumen, Stadthallen, Theatern, Zelten, Wohnzimmern, zwischen
Bücherregalen oder Ausstellungsvitrinen vor maximal 250 Zuschauern gespielt werden.